Das Gräfelfinger Tiefengeothermieprojekt nimmt immer konkretere Formen an. Entsprechend soll am Neuriederweg bei der Einmündung in die Würmtalstraße Ende 2024 eine 2.900 m tiefe Bohrung niedergebracht werden. Dort wird rund 100 °C heißes Tiefenwasser erwartet. Anschließend finden hydraulische Tests statt. Diese liefern erste Prognosen zur chemischen Zusammensetzung des Tiefenwassers und zur realisierbaren Förderrate – gerechnet wird mit Schüttungsraten von 100 L/s. Sollten sich die Annahmen als korrekt erweisen, wird eine weitere sogennante Injektionsbohrung hergestellt. Diese wird das auf rund 55 °C abgekühlte Tiefenwasser zurück in die Entnahmeschicht führen.
In der Gemeinderatssitzung am 31.01.2023 erklärte Herr Brinkmann, Geschäftsführer der Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG, dass der Bau einer weiteren Dublette (Förderbohrung und Injektionsbohrung) eine wirtschaftliche Frage sei und vom Interesse der Kunden abhängt. Die gewinnbare Wärmenergie würde ausreichen, um ganz Gräfelfing anzuschließen und zu versorgen. Interessierte Bürger*innen können sich über eine E-Mail an die Info [at] geothermie-graefelfing.de auf die Vormerkliste zur Versorgung mit geothermischer Fernwärme setzen lassen.
Aktuell befindet sich die Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG in der Genehmigungs- und Detailplanungsphase. Hier laufen zahlreiche Verfahren parallel: Umwelt- und artenschutzrechtliche Prüfung, Förderantrag und die Kundenakquise. „Das Interesse vonseiten der Privathaushalte ist sehr groß“ berichtet Simon Brinkmann. Die Vormerkliste wächst täglich. Hingegen ist die Rückmeldung seitens Unternehmen eher gering. Um auch hier weitere Wärmeabnehmer zu finden, wird die Gemeinde Gräfelfing in nächster Zeit die Immobilieneigentümer anschreiben, um deren Interesse und Wärmebedarf zu erfragen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen war dies der Geothermie Gräfelfing GmbH & Co. KG nicht möglich.
Für die Wirtschaftlichkeits- und Preisberechnung der künftigen geothermischen Wärme werden unter anderem die Rückmeldungen der Vormerkliste herangezogen. Ergebnisse erster Preisberechnungen erhofft sich die Projektgesellschaft schon bald zu beziffern. Nach einer Postwurfsendung an jeden Haushalt, sowie der Veröffentlichung eines Fernwärmepreises könnten sich dann Informationsveranstaltungen anschließen, um den Bürgerinnen und Bürgern von Gräfelfing die Möglichkeit zu bieten, Fragen zum Anschluss an das Fernwärmenetz zu stellen.
Bürgermeister Peter Köstler macht in der Sitzung einmal mehr deutlich, dass es sich um ein hochkomplexes Projekt mit erheblichen Investitionskosten handelt, das über mehrere Jahre wachsen wird. Aus dem Gemeinderat wurde demnach darauf hingewiesen, dass Bürgerinnen und Bürger aus Gräfelfing auf andere Alternativen umsteigen könnten, sollten sich die Zeiträume bis zu einem Fernwärmenetzanschluss aufgrund schleppender Genehmigungsverfahren zu lange hinziehen. Dennoch stieß das Tiefengeothermieprojekt bei den Gemeinderäten überwiegend auf große Zustimmung. Folglich behält das Großprojekt weiterhin Rückenwind.
Den vollständigen Bericht des Müchner Merkurs finden Sie hier.