Hotspot Bayern - Das bayerische Molassebecken und der Malm-Aquifer bilden ideale geologische Gegebenheiten für hydrothermale Tiefengeothermie.

In Deutschland sind mittlerweile 42 Geothermieanlagen in Betrieb. Sie verfügen über eine installierte Wärmeleistung von rund 350 Megawatt thermisch (MWth). Hinzu kommt eine elektrische Leistung von 47 Megawatt elektrisch (MWel). Etliche Projekte sind aktuell in verschiedenen Planungsstadien und werden in der kommenden Zeit ans Netz gehen.

Infografik Deutschland

Temperaturen in Deutschland in 1.000 und 3.000 m Tiefe.

Bayern liegt im süddeutschen Molassebecken, das sich von der Donau bis zu den Alpen erstreckt. Diese Region ist geologisch besonders für die Nutzung der hydrothermalen Tiefengeothermie geeignet. In den zerklüfteten Kalksteinformationen des sogenannten Oberjuras ist heißes Tiefenwasser vorhanden. Diese geologische Schicht taucht von der schwäbisch-fränkischen Alb im Norden nach Süden bis unter die Alpen ab.

Durch das stetige Absinken des Reservoirs in Richtung Alpen nimmt auch die Temperatur nach Süden hin zu. Derzeit sind in Bayern 24 Anlagen in Betrieb, was 82 % der elektrischen und 96 % der thermischen Leistung deutscher Geothermiekraftwerke ausmacht. Die tiefste Bohrung liegt in Holzkirchen, wo aus 5.079 m Tiefe Thermalwasser mit rund 155 °C gefördert wird.

Zukunftsperspektive für die Geothermie in Deutschland?

Derzeit spielen Erdöl und -gas eine übergeordnete Rolle auf dem Energiegewinnungsmarkt, was zu hohen CO2-Emissionen führt. Die aktuelle Regierungskoalition macht nun deutlich, dass heimische Energiequellen nutzbar gemacht werden sollen, um weniger klimaschädliche Treibhausgase auszustoßen und sich gleichzeitig geopolitisch unabhängiger zu positionieren. Ziel sei es, die Hälfte der kommunalen Wärme bis 2030 aus klimaneutralen Quellen zu gewinnen. Hierbei kann die tiefe Geothermie einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie ist klimaneutral, witterungsunabhängig und damit geeignet, die Grundlast abzudecken.

Mit der Frage, welche Rolle die Geothermie in Zukunft im deutschen Energiesystem einnehmen wird, haben sich die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) und das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) befasst. Mit der „Roadmap Tiefe Geothermie für Deutschland“ werden Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aufgezeigt, um die Wärmewende erfolgreich zu gestalten.

So kann die hydrothermale Geothermie nach den Abschätzungen der Roadmap rund ein Viertel des Gesamtwärmebedarfes Deutschlands decken. Dies entspricht rund 300 TWh Jahresarbeit bei 70 GW installierter Leistung. Zum Ausbau der geothermalen Erzeugungsinfrastruktur und zur Anbindung an kommunale Verteilungsinfrastrukturen für Wärme kommen auf öffentliche Haushalte und private Unternehmen in den kommenden zehn Jahren Investitionen in Höhe von 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro je GW installierter Leistung zu.